Seitdem Menschen träumen, fragen sie sich: „Was bedeuten meine Träume?“ Schon in der Antike wurden Träume göttliche oder dämonische Eingebung verstanden und versucht Botschaften in den Träumen zu finden, die Aussagen über das Leben am Tage machen könnten.
Bis heute interpretieren Menschen ihre Träume anhand ihrer Erinnerungen an den Traum und deuten die verschiedenen Symbole. Auch in der Psychologie werden die Träume genutzt, um sich an die Welt des Unterbewussten heranzutasten. Doch was kann eine Traumdeutung wirklich über den Träumer aussagen?
Symbole aus einem Traum interpretieren
Der wahrscheinlich gängigste Ansatz einen Traum zu deuten ist, in diesem nach Symbolen zu suchen, für eine Botschaft stehen können. Dabei schlagen die meisten Ratgeber vor, diese Symbole nicht bildlich, sondern im übertragenen Sinne zu verstehen.
So steht ein Baby in einem Traum nicht dafür, dass der oder die Träumer_in bald ein Kind erwarten darf. Stattdessen könnte das Kind mit verletzen Gefühlen im Zusammenhang stehen oder auf eine anstehende Veränderung im Leben hindeuten. Wenn ein Hund im Traum auftaucht könnte dies als Ratschlag verstanden werden, mehr auf das eigene, enge Umfeld zu achten.
Die Symbole werden also gleichermaßen als Hinweise für eine eigene Verhaltensänderung verstanden und als Mittel für eine Wahrsagung verstanden.
Wie versteht die moderne Psychologie die Traumdeutung?
Im Gegensatz hierzu nutzt die moderne Psychologie die Traumdeutung anders. Auch der Ansatz des berühmten Psychoanalytikers Siegmund Freud, in Träumen nach Symbolen zu suchen, die eine feststehende Bedeutung haben, gilt als überholt.
Wer Träume wissenschaftlich auf diese Art und Weise zu deuten versuchen würde, müsste eine empirische Studie anlegen, und versuchen zu zählen, bei wie vielen Träumern ein Symbol auftaucht und dann eine belegbare Kausalität finden, dass dieses Symbol auch tatsächlich für einen bestimmten Sachverhalt im Leben oder der Persönlichkeit stünde. Dies ist im Rahmen einer Korrelation vielleicht theoretisch möglich, aber eine entsprechende Kausalkette belegen zu können, nicht.
Daher verfolgen moderne Psychologen und Psychotherapeuten einen anderen Ansatz. Anstelle Symbole oder Geschichten eines Traumes zu deuten, ist vielmehr die Interpretation des Träumenden interessant. Denn im Gespräch über einen Traum, denken die Träumer automatisch über ihr Unterbewusstsein nach, was eine dementsprechend tiefgreifende Gesprächsebene ermöglicht.
Traumforscher gehen heute davon aus, dass ein Traum ein Ausdruck des Unterbewusstseins ist. Der Traum ist ein Produkt des Unterbewusstseins, der mit einem wachen Verstand, also des Bewusstseins, interpretiert werden soll. Die Interpretation des Träumers ist daher mindestens ebenso aussagekräftig, wie der Traum selbst.
Natürlich gibt es Themen, die in Träumen in ähnlicher Form bei vielen Menschen auftreten. Hier kommen tatsächlich Erfahrungswerte zustande, in welchem Zusammenhang sie mit dem Leben der Träumer stehen könnten. Aber die Vorstellung, dass die Inhalte eines Traumes komplex interpretiert werden könnten, gilt in der Wissenschaft heute als überholt. Stattdessen werden die Inhalte des Traums als eher simple Ausdrücke des Unterbewusstseins gesehen.
So kann der Traum, einen Koffer zu packen und damit nie fertig zu werden, ein Hinweis dafür sein, das der oder die Träumer_in gerade versucht zu viele Projekte gleichzeitig versucht zu bearbeiten.
Eine präzise Traumdeutung, die auf feststehenden Symbolen beruht, kann wissenschaftlich nicht untermauert werden. Die Idee Freuds, das Treppensteigen im Traum für das Bedürfnis nach Geschlechtsverkehr stünde, sagt wahrscheinlich mehr über den Interpreten als den Traum selbst aus.