Snapchat, Instagram oder auch YouTube – derartige Plattformen bieten für die Kosmetikindustrie eine komplett neue Bühne. Wer sich nämlich in Szene setzen und besonders auffallen will, der muss natürlich auch außergewöhnlich hübsch sein. Bevor man also ein Selfie von sich macht und dann auf seiner Seite hochlädt, sodass dieses von den Followern und Fans verbreitet werden kann, wird einmal das eigene Aussehen überprüft. So auch, bevor man ein Video – etwa ein Schmink-Tutorial – aufnimmt. Noch nie war das äußere Erscheinungsbild so wichtig wie heute – noch nie hatte das Make-Up einen so hohen Stellenwert. Das freut vor allem die Kosmetikfirmen. Aber auch die Anleger profitieren von diesen Entwicklungen, denn die Kurse der Kosmetikaktien kletterten im letzten Jahr nämlich endlich wieder nach oben. So konnte das Wertpapier von Estée Lauder im Jahr 2017 einen Kursanstieg von 40 Prozent nach Währungseffekten verbuchen; auch L’Oréal durfte sich im vergangenen Jahr über einen knapp zweistelligen Anstieg freuen.
Jeder Deutsche gibt im Jahr durchschnittlich 150 Euro für Kosmetikartikel aus
Nur in Deutschland werden im Jahr um die 13,6 Milliarden Euro für Pflege- und Schönheitsprodukte ausgegeben. Das sind rund 150 Euro pro Person. Schon seit Jahren freut sich die Branche über einen wachsenden Umsatz. So lag das Plus im vergangenen Jahr, so der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel, bei etwa 0,5 Prozent. Im Mittelpunkt standen vor allem Gesichts- und auch Hautpflegemittel. Hier stiegen die Erlöse um 3 Prozent auf insgesamt 3,09 Milliarden Euro. Aber auch im Bereich der Zahn- und Mundpflegemittel gab es ein Wachstum von rund 2,7 Prozent. „Es ist bekannt, dass Kosmetika dem Ausdruck der Persönlichkeit dienen und zum Wohlbefinden, zur Gesundheit und zur Selbstsicherheit beitragen“, so der Industrieverband. Für das Jahr 2018 wird ein weiteres Wachstum erwartet – folgt man den aktuellen Prognosen, so könnte gegen Ende des Jahres ein Plus zwischen 1,0 und 2,0 Prozent erreicht werden.
Die „Generation Selfie“
Das liegt auch am neuen Schub der „Selfie Generation“. Für Filmchen und Fotos, die in den sozialen Netzwerken hochgeladen und verbreitet werden, schminken sich die jungen Damen und Frauen häufiger. Schlussendlich werden die Protagonisten auf Facebook, Instagram oder Snapchat ganz genau unter die Lupe genommen. Wer also viele „Likes“ haben will, der muss nämlich sehr wohl gepflegt und hübsch aussehen. Vor allem auch dann, wenn man vielleicht Schmink-Tutorials veröffentlicht. Aber nicht nur die „Selfie Generation“ sorgt für ein Wachstum innerhalb der Branche – auch die alternde Gesellschaft trägt ihren Teil dazu bei. „Die Bedeutung von Kosmetika steigt aufgrund der Zunahme der älteren Erwerbstätigen“, so Robert Kecskes von GfK. Auch im Alter möchte man gepflegt und hübsch aussehen. Es sind also die Jungen und die Reifen, die am Ende den Umsatz in die Höhe treiben.
Wie gefährlich sind Apotheken und Discounter?
Auch wenn die Prognosen durchaus gut sind, so droht der Kosmetik-Branche nun ein starker Gegenwind. Discounter und auch Apotheken vertreiben immer häufiger Körperpflege-Produkte und sorgen somit für einen Preisdruck. Noch im Jahr 2018 könnte es zu einem noch größeren Preisdruck kommen – wohl auch wegen Zalando. Wie nun bekannt wurde, will auch der Online-Modehändler in der Beauty-Branche Fuß fassen, weil auch hier erkannt wurde, dass Kosmetik-Artikel immer gefragter werden. Derartige Entwicklungen könnten den etablierten Kosmetik-Unternehmen natürlich schaden.